Blues - Folk & Rock aus Wuppertal

Die Geschichte der „Gitarren-Gebrüder-Galden“ aus der Sicht des ältesten des Trios: Manfred Paul Galden

Vorwort


Ich hatte 1988 für den „Arbeitskreis zum Studium populärer Musik“ (ASPM), dessen Mitglied ich zum damaligen Zeitpunkt gewesen bin, nachdem sich eine „deutsche Sektion“ der „International Association for the Study of Popular Music“ (IASPM) gegründet hatte, schon einmal meinen musikalischen Lebenslauf zu Papier gebracht in Zusammenhang mit den musikalischen Tätigkeiten meiner jüngeren Brüder Wolfgang und Ulrich Peter.
Ich nannte ihn damals „Bluesrock aus Wuppertal – Von den ‚M.G. Midgets’ bis zur ‚Music Power Gang’“ und wollte da-mit einen Schlußpunkt unter meine Karriere als Musiker setzen; denn ich war seit 1982 im Schuldienst des Landes Niedersachsen als Englisch-, Deutsch- und Musiklehrer und hatte eigentlich keine Zeit mehr für außerschulische Aktivitäten; denn mittlerweile war ich auch Vater eines Sohnes geworden und sollte ein Jahr später zusätzlich Vater einer Tochter werden.
Doch das Leben hat immer wieder Überraschungen bereit, die spannender sind als irgendein Roman von Stephen King. Nachdem mich meine Ehefrau 1994 verlassen hatte und mit-samt den beiden Kindern in ein neues Haus gezogen war, mußte ich wegen der während unseres Zusammenseins angehäuften Verbindlichkeiten meine musikalische Bühnentätigkeit wieder aufnehmen. Ein Schlaganfall beendete im September 2003 vorerst dieses Doppelleben.
Heute bin ich froh, daß ich mir noch nicht die Radieschen von unten anzusehen brauche und kann an der Geschichte der „Gitarren-Gebrüder-Galden“ weiterschreiben, solange dieses Trio noch unter den Lebenden weilt.
Hude, im März 2005
Manfred Paul Galden

Vorbemerkungen


Aus meiner Sicht könnte die Geschichte der „Gitarren-Gebrüder-Galden“ auch anders heißen: „What can a poor boy do except playing in a rock’n’roll band?“ oder „It’s only rock’n’roll but I like it“; denn als Brüder haben wir uns niemals über die Beweggründe unserer musikalischen Tätigkeiten verbal auseinandergesetzt.
Ich hatte es mir eigentlich leichter vorgestellt, meinen musikalischen Werdegang in Worte zu kleiden; denn ich dachte, um eigene Erlebnis-se darzustellen, braucht man nur etwas in der Erinnerung zu wühlen und schon ist alles wieder greifbar. Mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, daß hierzu allein ein Computer in der Lage wäre, der analog zu einem Tagebuch konstant mit entsprechenden Daten gefüttert wurde.

Die musikalische Umwelt von 1948 bis 1958


Wenn ich mir vergegenwärtige, in welchem musikalischen Umfeld meine Brüder und ich aufwuchsen und in welches verfügbare Hörpo-tential wir hineingeboren wurden, so erscheinen mir meine ersten Hörerfahrungen bis hin zu dem Wunsch, selbst zu musizieren bzw. musikalisch aktiv zu werden, wie diejenigen eines von Geburt an Blinden, der schrittweise sein Augenlicht erlangt und langsam zwischen Konturen, Farben und Gegenständen zu unterscheiden lernt, bis er endlich seine Umgebung dreidimensional erfassen kann.
Als im Jahr 3 nach Ende des Zweiten Weltkriegs Geborener, lassen sich meine ersten musikalischen Eindrücke bis etwa Anfang der 50er Jahre zurück verfolgen. Damals wohnten meine Eltern, mein Bruder Wolfgang (dem 1954 noch ein zweiter namens Ulrich Peter folgen sollte) und ich in der 3. Etage eines Mietshauses in der Marienstraße von Wuppertal-Elberfeld, einem Wohngebiet, das auch heute noch den Spitznamen „Ölberg“ trägt, obwohl die Ursache dieser Namensgebung schon vor meiner Geburt nicht mehr existierte (1). Bomben waren während des 2. Weltkrieges hier nur vereinzelt gefallen, so daß die Häusersubstanz im Großen und Ganzen erhalten geblieben war:
„Bergische“ Fachwerkhäuser aus dem 19. Jahrhundert und vier- bis fünfgeschossige Steinbauten mit Hinterhöfen aus der „Gründerzeit“, dicht an dicht. Bezüglich der Bewohner dieser Häuser läßt sich rück-blickend sagen, daß sich der nach 1945 begonnene Neuanfang nur auf den Wiederaufbau beschränkte und die Mentaliät ziemlich unberührt ließ (2).
Meine ersten Höreindrücke waren Kinderlieder, die meine Mutter sang, deutsche Schlager, die ab und zu neben vielen gesprochenen Sendungen aus dem Radio kamen, ein Leierkastenmann, der die für seine Musik aus dem Fenster geworfenen Geldmünzen aufsammelte, und ein Lumpensammler, der sein Erscheinen mit einer Zinnflöte an-kündigte und begleitete. Sonntags kam die Kirchenorgel und der schleppende Singsang der evangelisch-lutherischen Gemeinde am Hombüchel hinzu. Der Kindergarten Zimmerstraße und die Volksschule Marienstraße (heute: Grundschule) erweiterten meinen Liederschatz. Vom Plattenspieler, den sich meine Eltern zwischenzeitlich zugelegt hatten, ertönte Marschmusik, die mein Vater – einen Dirigenten mit Taktstock ersetzend – liebte und der ein oder andere „Pflichtklassiker“ (3), wenn Besuch kam.
Die ersten inszenierten Musik-„Shows“, die mir noch in Erinnerung geblieben sind, waren Fronleichnams-Prozessionen zur nahegelegenen Klosterschule St. Anna. Im Zuge der Umstellung von Schellackplatten auf PVC-Scheiben brachte mein Vater, der als Vertreter eines Rundfunk- und Fernsehgroßhandels die Einzelhandels-Fachgeschäfte besuchen mußte, nun auch häufiger Tanzmusikplatten mit, die sich teilweise deutlich von dem bisher im Rundfunk Gehörten abhoben (4), und beim Durchwühlen seines Plattenschrankes förderte ich schließlich eine Schellackplatte des Cembalospielers Roger Bean zutage (5), die von Stund an zu meiner Lieblingsplatte wurde. Ich achtete von nun an stärker auf Radiosendungen, in der Hoffnung Ähnliches zu hören, jedoch sollte ich so etwas in der Art wie Roger Beans Boogies, die völlig anders waren als das, was mir bisher zu Ohren gekommen war, weder im Radio noch über das inzwischen angeschaffte Fernsehgerät hören, sondern auf der „Kirmes“ (=Jahrmarkt, Rummel).
Als ich die Volksschule Marienstraße 1958 wegen zu guter Zensuren verlassen und vom Ehrgeiz meiner Eltern getrieben auf das „Staatliche Naturwissenschaftliche Gymnasium“ an der Bayreuther Straße wechseln mußte, verlor ich meinen kompletten Freundeskreis; denn kurze Zeit später zog die Familie Eberhard Sigismund Galden in einen sozialen Wohnungsbau an der Baustraße, die später in Else-Lasker-Schüler-Straße umbenannt werden sollte.
Mein Bruder Wolfgang mußte mit dem Wohnungswechsel von der Marienstraße 80 in die Baustraße 18 zur „Realschule Neue Friedrich-straße“ hinüberwechseln, was ihm gar nicht behagte, aber unvermeidlich war. Unsere Schulwege, die wir beide allmorgendlich beschritten, veränderten sich dahingehend, daß Wolfgang jetzt 20 Minuten zu Fuß brauchte und ich mit 45 Minuten „per pedes“ gerade hinkam. Das war für unser schulisches Interesse nicht sehr förderlich, zumal der Bruch meines linken Unterarmspeichenknochens mich sehr behinderte und mich für 6 Wochen aus dem Verkehr gezogen hatte.
Mein Bruder Wolfgang teilte meine heimliche Liebe für diese Musik, von der wir natürlich wußten, daß man sie „Rock’n’Roll“ nannte, und aufgrund des immer größer werdenden „neuen“ Freundeskreises kannten wir auch bald die ersten Namen: „Elvis“ und „Bill Haley“. Diese beiden Namen tauchten neben kurzen Musikeinblendungen immer häufiger in Rundfunk und Fernsehen auf, allerdings – soweit ich mich erinnere – durchweg in Zusammenhang mit Krawall und tätlichen Auseinandersetzungen.
Mit dem Erscheinen der 45 Upm-Single kamen die ersten tragbaren, batteriebetriebenen Plattenspieler auf den Unterhaltungsmarkt. Man brauchte die kleinen Vinyl-Scheiben nur in einen Schlitz zu stecken und schon erklangen die „heißen“ Scheiben im nahegelegenen Deweerth-Park, wo wir den älteren Jugendlichen zuhören durften. Hier erfuhren wir auch, daß es zwei wegen häufiger Schlägereien anrüchige Lokale (6) gab, in denen man diese Musik „live“ von englischen Gru-pen (Wuppertal war britische Garnisonsstadt) gespielt hören konnte und daß der „Eu“, einer der Älteren vom „Ölberg“, in England Baß spielte. Es dauerte nicht lange und ein weiterer Bekannter vom „Ölberg“, den wir unter dem Spitznamen „Schimmel“ kannten, machte seine ersten Schlagzeugversuche. Nach einigen kläglichen Versuchen auf Willi „Fuzzy“ Storats Schlaggitarre („Knochensaiten“ und hoher Griffbrettabstand der Saiten) sollte mich ein anderes Instrument zu-nächst viel stärker interessieren: das Tenorsaxophon.

Vom Weissen Rock zum Schwarzen Blues


Bruder Ulrich Peter, als Schüler frisch hinzugekommen, begann seine Schullaufbahn in der „Hauptschule Platz der Republik“, wobei von ihm täglich nur der Deweerthstraßenberg zu erklimmen war.
Den gymnasialen Musikunterricht von Karl Dedring fand ich langweilig; denn das Hören von Bach, Beethoven und Mozart interessierte mich nicht, das Erlernen von Noten und Instrumenten in einem klassischen Sinfonieorchester ebensowenig (das Tenorsaxophon, das ich gerne zu spielen gelernt hätte, existierte in einem klassisch orientierten Schulorchester nicht). Daß die Liverpooler Gruppe „The Beatles“ einige meiner damaligen Mitschüler dazu brachte, Schallplatten in den Musikunterricht mitzubringen, um den Musiklehrer Dedring auf die Hörvorlieben der maskulinen, in die Pubertät gekommenen Untertertia aufmerksam zu machen, ging an meinen Ohren vorbei; denn ich liebte den Instrumental-Rock von „Johnny & The Hurricanes“; Titel wie „Red River Rock“, „Beatnick Fly“ oder „Crossfire“ brachten mein Blut in Wallung. Die Gründung eines Fanklubs namens „Johnny-Club“ war die konsequente Folge; denn Hörmaterial bekam ich aus Schweden von meiner Brieffreundin Catharina „Kicki“ Kjellgren, die ich aufgrund einer Einladung meines Leichtathletikvereins E.T.G. (Elberfelder Turn-Gemeinde) nach Rättvik in Dalarna (Schweden) kennengelernt hatte. Mein Bruder Wolfgang und ich taten sich zusammen mit einigen gleichgesinnten Schulkameraden in diesem Fanklub, dessen einzige Aufgabe darin bestand, mit aufgebohrten Kreidler-Floretts durch die Gegend zu fahren, „Johnny & The Hurricanes“-Platten zu hören und Mädels „aufzureißen“. Irgendwann entdeckte ich auf Vaters entliehenem Kofferradio zwei Sender, die regelmäßig Musik brachten, die „wir“ hören wollten: „British Forces Network“ (BFN, später: British Forces Broadcasting Service – kurz: BFBS) und „this is Radio Luxemburg on 2 – 0 – 8 metres medium wave“ (heute: RTL). „Wir“, das waren Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts neben meinen Brüdern Wolfgang und Ulrich Peter die überwiegende Mehrzahl der Jugendlichen, die wir kannten (peer group). Jedoch gab es auch hier Unterschiede, ähnlich denen bei den englischen „Mods“ (7) und „Rockers“ (8).
Auf musikalischer Ebene drückte sich dieser Unterschied darin aus, daß sich die Wuppertaler Rocker mit den deutschen Plagiaten von Elvis & Co. zufriedengaben: Ted Herold, Peter Kraus, Benny Quick bzw. den Blue Diamonds oder aber Vergangenheitskult betrieben: den frühen Elvis, Bill Haley, Eddie Cochran, The Big Bopper, Richie Valens, Gene Vincent und Jerry Lee Lewis verehrten und nichts anderes gelten ließen als die „guten alten“ Scheiben. Ein weiterer Unter-schied bestand in der Kleidung. Die Wuppertaler Rocker (Rocker aus anderen Städten kannten wir nicht, aber wir wußten von deren Exis-tenz) waren die ersten Jugendlichen, die im Straßenbild auffielen: echte Motorräder (d.h. über 100 ccm), echte Lederjacken mit Nieten und Idolnamen auf dem Rücken (wir konnten uns nur Lederjackenimitate leisten), Elvis-Koteletten, Cowboy-Stiefel, schwarz gefärbte Haare mit „Entenschwanz“, die „Rockerbräute“ blond gefärbt und hochtoupiert, mit Stöckelschuhen, schwarzen Nahtnylons und Petticoats.
„Wir“ hingegen drückten noch die Schulbank, versuchten Streit mit den „echten“ Rockern zu vermeiden, verabscheuten „Elvis“ und orientierten uns mehr an der Musik von Buddy Holly, Fats Domino, Cliff Richard & The Shadows, ferner an dem, was BFN und Radio Luxemburg von sich gaben. Bei meinem Bruder Wolfgang und mir kamen nach einem Sommerferienaufenthalt bei dem jüngeren Bruder meines Vaters in Lübeck-Travemünde noch Little Richard und Wanda Jacksons „Let’s Have A Party“ (9) hinzu, deren Scheiben zwei Hannoveraner Fahrrad-Camper mitgebracht hatten. Kurz: wir waren eingestimmt auf das, was in den nächsten Jahren folgen sollte.
Wenn ich heute zurückblicke, muß ich feststellen, daß mir schwerpunktmäßig immer die Musik gefallen hatte, die wie Roger Beans Cembalo-Boogies im Boogie- oder Shuffle-Rhythmus gespielt wurde und eine meist zwölftaktige Kadenz als harmonische Basis hatte. Damals fiel mir allerdings schon auf, daß etliche der mir bekannten Titel von „weißen“ und „schwarzen“ Musikern unabhängig voneinander auf dem Musikmarkt existierten(10), die „weißen“ Einspielungen jedoch in die Hitparaden kamen, obwohl die „schwarzen“ – meines Erachtens – besser waren. Nachdem mir klar wurde, daß „Johnny B. Goode“ (The Beach Boys), „Maybelline“ und „Memphis Tennessee“ (Johnny Rivers), „Rock and Roll Music“ und „Roll over Beethoven“ (The Beatles), sowie „Carol“ und „Bye Bye Johnny“ (The Rolling Stones) alle aus der Feder des schwarzen Sängers und Gitarristen Charles Edward „Chuck“ Berry stammten, begann die Erkenntnis zu reifen, daß „meine“ Musik generell schwarzen Ursprungs sein könnte.
Als ich irgendwann Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in unserem Stammlokal „Impuls“ das Musikstück „I’m trying to make London my home“ von „Sonny Boy Williamson No. 2“ Rice Miller (Gesang & Mundharmonika) und Hubert Sumlin (Gitarre) hörte, wußte ich, daß Blues nicht nur etwas mit Jazz zu tun hatte, sondern auch die Grundlage der von „uns“ mit Vorliebe gehörten Musik sein mußte. Das verwendete Harmonieschema (11) paßte auf viele unserer Lieblingstitel (12) und wurde in der damals gerade aufkommenden Soul-Musik verwendet(13). Von da an bin ich beim Blues geblieben; denn auch international setzte sich bluesorientierte Rockmusik allmählich durch (14), die mir neue Anregungen zum weiteren Suchen in der Vergangenheit gab, nach Aufnahmen von Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Elmore James und Robert L. Johnson.
Nach Ausflügen in die irische, britische und frühe US-amerikanische Volksmusik(15), sowie in die deutsche Liedermacherszene (16), habe ich den Blues bis heute nicht aus den Augen verloren. Er bildet immer noch die Grundlage meiner musikalischen Auftrittstätigkeit (17).

Die Gitarre


1959 waren meine Eltern mit meinen beiden Brüdern und mir in ein Stadtviertel von Elberfeld gezogen, in dem zweimal im Jahr eine „Kirmes“ stattfand. Hier hörte ich zum erstenmal den „Red River Rock“ und „Buckeye“ von „Johnny & The Hurricanes“. Es haute mich um.
Ich faßte mir sogar ein Herz und sprach meinen im klassischen Musikhimmel schwebenden Musiklehrer Karl Dedring (18) an, ob er nicht ein Tenorsaxophon im Schulorchester des Staatlich Naturwissen-schaftlichen Gymnasiums gebrauchen könne. Er konnte natürlich nicht! Aber ich durfte im Schulchor mitsingen, sehr zur Freude meiner Eltern.
Der Entschluß mich in Zukunft musikalisch zu betätigen, kam mir bei dem Geburtstagsgeschenk, das Bruder Ulrich 1960 von seiner Paten-tante Helga Lüsebrink erhielt: einer Oktavgitarre. Wir drei versuchten mit wechselndem Erfolg, erste erlernte Akkorde zu spielen. Mein Bru-der Wolfgang hielt als einziger durch, trotz der engen Bünde und des geringen Saitenabstandes, während ich mich mehr für das Training in meiner E.T.G. interessierte, zumal ständig irgendwelche Wettkämpfe auf dem Programm standen und ein Vergleichswettkampf mit einer schwedischen Mannschaft lockte. Dies änderte sich erst wieder, als Wolfgang von seinem Patenonkel Hermann Butterweck zum Geburtstag eine normal große akustische Gitarre geschenkt bekam, die wir aus Lautstärkengründen mit Stahlsaiten versahen, und einer meiner Bekannten aus CVJM und „Junger Gemeinde“ nach einjährigem USA-Aufenthalt mehrere LPs eines in Deutschland unbekannten Geheimtips mitbrachte: Bob Dylan.
Die bekannteren Lieder Dylans waren mir zu der Zeit über BFN und Radio Luxemburg schon geläufig. Nun hatte ich aber Gelegenheit, auch Lieder spielen zu lernen, die niemand meiner Freunde kannte. Als Besitzer eines kleinen Tonbandgerätes konnte ich die Lieder so oft laufen lassen, bis ich die Akkordfolgen herausgehört hatte und den Text in groben Zügen verstand. Mit Unterstützung weiterer Dylan-Fans hatte ich die Texte bald komplett vorliegen und versuchte selber Lieder in Englisch zu schreiben; denn meine ersten Jugendlieben frag-ten(19) jedesmal, ob ich neben Dylan-Liedern auch eigene hätte.
Wolfgang legte sich irgendwann um 1964 herum eine im Musikalienhandel Mitsching erworbene Framus-Schlaggitarre mit Tonabnehmer zu und spielte damit „heimlich“ hier und da im „Wilhelmstübchen“ mit. Einmal mußte er sogar bei einer englischen Gruppe („The Measels“) als Sologitarrist einspringen. Ich durfte seine akustische Gitarre nun voll und ganz für meine Akkordübungen gebrauchen. 1964 kam ich dann über Wolfgangs Vermittlung zu meiner ersten Elektrogitarre, Marke: Voss (6 Jahre später baute mir mein Freund Hakan aus Schweden meine erste „Slide“-Gitarre).
Folglich war die Gitarre auch das Instrument, das ich neben Gesang und einem erfolglosen einsemestrigen Klavierstudium während meiner Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, Abteilung: Wuppertal (später: Gesamthochschule Wuppertal) im Fach Musik studierte.